Strategie, 80x100 cm

1.149,00 €

acrylic on canvas

Strategie

Der Himmel über ihm war türkisblau, ein fast unwirklicher Kontrast zu dem Schachbrett, das sich vor ihm ausbreitete. Der Boden war kein gewöhnliches Spielfeld. Die Felder waren ungleichmäßig, manche groß und weit, als müsste man mit einem einzigen Schritt eine Welt überwinden, andere so schmal, dass sie kaum Platz für einen Gedanken boten. Und dennoch führte dieser Weg schnurgerade in die Ferne, wo ein Schloss am Horizont glitzerte, ein strahlendes Versprechen, das sowohl verlockend als auch unerreichbar wirkte.

Mitten auf diesem Schachbrett erhob sich eine gewaltige Figur. Sie war so groß, dass sie den gesamten Raum beherrschte, und doch war sie mehr als ein bloßes Spielstück. Ihre untere Hälfte war ein seltsames Gebilde, ein Mix aus der Majestät der Königin und der Bescheidenheit des Bauern – ein Symbol für Stärke und Bodenständigkeit zugleich. Doch ihr Kopf war das eigentliche Rätsel: Er trug die Züge einer Königin, geschmückt mit einem breiten, extravaganten Hut, wie ihn nur der Hutmacher aus Alice im Wunderland hätte erfinden können. Ihre roten Lippen leuchteten wie ein ungeschriebenes Versprechen, während ihre schwarzen Sonnenbrillen mit den roten Gläsern die Welt vor ihren Augen verzerrten oder sie vielleicht gerade klarer sehen ließen.

Neben ihr standen zwei Wächter, Figuren aus einer anderen Welt: Pockerkarten, menschlich und doch surreal. Sie hielten ihre Arme verschränkt, als ob sie etwas beschützen würden – nicht die Figur selbst, sondern die Regeln des Spiels. Rechts und links von ihr huschten kleine Gestalten über das Schachbrett, winzige Menschen, die ihre Positionen fanden, Züge planten oder wie Boten Nachrichten überbrachten.

Er stand am Rande des Schachbretts, beobachtete die Szene und spürte, dass er Teil davon war, ob er wollte oder nicht. Die große Figur drehte ihren Kopf in seine Richtung. Ihre Stimme war überraschend weich, doch sie hallte wie ein Donner in seinem Inneren. „Du stehst am Anfang des Weges“, sagte sie. „Dies ist kein Spiel der Stärke, sondern des Verstands. Jeder Schritt bringt dich näher, aber auch weiter weg, wenn du nicht weißt, wohin du willst.“

Die kleinen Figuren hielten inne, und für einen Moment war alles still. Dann, wie auf ein unsichtbares Signal, setzten sie sich wieder in Bewegung. Eine von ihnen schob ein kleines, fast unsichtbares Feld vor ihm zurecht, und er wusste, dass es sein erstes Ziel war. Der Weg zum Schloss war weder gerade noch einfach, und doch zog es ihn weiter. Jeder Schritt, jedes Feld war eine Herausforderung – manche groß wie Berge, andere kaum zu bemerken, doch alle führten näher zu etwas, das er erreichen musste.

Er atmete tief ein, setzte den ersten Fuß auf das Schachbrett und spürte, wie sich die Welt veränderte. Strategien, Entscheidungen, Risiken – sie alle lagen vor ihm wie ein unfertiges Spiel, doch er wusste eines: Am Ende würde das Schloss nur diejenigen willkommen heißen, die sich den Weg mit Herz und Verstand erkämpften.

 

 

Strategy

The sky above him was a deep turquoise, a nearly surreal contrast to the chessboard stretching out before him. The ground was no ordinary playing field. The squares were uneven—some vast and expansive, as though one step could conquer a world; others so narrow they barely seemed large enough to hold a thought. Yet the path led straight into the distance, where a castle glittered on the horizon—a radiant promise, both enticing and seemingly out of reach.

At the center of this chessboard stood a colossal figure. So towering was its presence that it dominated the entire scene, and yet it was more than just a game piece. Its lower half was a strange blend of a queen’s majesty and a pawn’s humility—a symbol of both strength and groundedness. But its head was the true enigma: it bore the features of a queen, adorned with a wide, extravagant hat as if conjured by the Mad Hatter from Alice in Wonderland. Her red lips gleamed like an unwritten promise, while her black sunglasses with red lenses seemed either to distort the world around her or to see it more clearly than anyone else.

Beside her stood two guardians, figures from another realm: playing cards brought to life, both human-like and surreal. Their arms were crossed, as if guarding something precious—not the figure itself, but the rules of the game. To her left and right, tiny figures darted across the chessboard—miniature humans finding their positions, planning moves, or carrying messages like couriers.

He stood at the edge of the board, observing the scene and feeling an undeniable pull, knowing he was a part of this, whether he chose to be or not. The towering figure turned its head toward him. Its voice was unexpectedly soft, yet it echoed like thunder within him. "You stand at the beginning of the path," it said. "This is not a game of strength, but of the mind. Every step brings you closer—or farther—depending on whether you know where you wish to go."

The tiny figures paused for a moment, and all fell silent. Then, as if on some invisible signal, they resumed their movement. One of them adjusted a small, almost imperceptible square before him, and he understood—it was his first goal. The path to the castle was neither straight nor simple, but it drew him forward nonetheless. Each step, each square was a challenge—some vast like mountains, others barely noticeable—yet all led closer to something he needed to reach.

He took a deep breath, placed his first foot on the chessboard, and felt the world shift around him. Strategies, decisions, risks—they stretched out before him like an unfinished game. But one thing he knew for certain: the castle at the end of the path would welcome only those who carved their way with both heart and intellect.